• 11. August 2020
Auf den Spuren von Gutenberg

– Bericht & Fotos: Fr. Stange –

Museumswerkstatt der Stralsunder Spielkartenfabrik

Was haben Spielkarten mit dem „Mann des letzten Jahrtausends“ zu tun? Das galt es im Juni 2020 für die 7ten Kassen bei einem Tagesausflug nach Stralsund herauszufinden. Natürlich waren wir mit dem Mund-Nasenschutz ausgerüstet und auch die Hygiene- und Abstandsregeln hatten wir längst auf dem Schirm. Nach unserer Ankunft am Hauptbahnhof der berühmten Hansestadt, liefen wir bei bestem Sommerwetter zur Museumswerkstatt der Spielkartenfabrik am Katharinenberg.

Dort angekommen, wurden wir in mehrere Gruppen geteilt. Die Aufgabe bestand darin, sich kleine Geschichten auszudenken, um daraus mit verschiedenen Hochdrucktechniken ein gemeinsames Buch zu gestalten. Nachdem die mit Fachbegriffen gespickten, verrückten Geschichten mit der erwünschten Zeilenlänge auf Papier geschrieben waren, ging es an die Druckvorbereitung. Endlich konnten die vielen interessanten Maschinen und Geräte ausprobiert werden.

Ganz so, wie Johannes Gutenberg in der Renaissance, betätigten sich einige von uns als Handsetzer und bestückten Winkelhaken mit beweglichen Lettern. Die aus Metall seitenverkehrt gegossenen Buchstaben sind gut sortiert in großen Setzkästen untergebracht. Zeile für Zeile musste gesetzt werden. Das war eine schöne Fummelei und erforderte viel Geduld und Konzentration.

Setzmaschinen revolutionierten die Art und Geschwindigkeit des Setzens von Texten. Eine Gruppe schrieb ihren Teil der Geschichte im Zeilensatz auf einer riesigen motorisierten Schreibmaschine aus der Zeit der Industrialisierung. Hier werden die Zeilen auf der Zeilensetzmaschinen Linotype gesetzt und gegossen und anschließend im Handsatz zu Druckformen zusammengefügt. Die Bedienung war dann doch nicht so einfach, wie es anfangs aussah.

Im Garten der Fabrik druckten andere Schülerinnen und Schüler in Holzdrucktechnik mit bunten Buchstaben den Titel unseres Buchs auf das Cover. Dabei werden Holzstempel verwendet, deren Schrift natürlich auch spiegelverkehrt herausgeschnitzt sein muss. Die Buchstaben werden dann mit Farbe überrollt und mit Hilfe einer Walze auf das Papier gedruckt. Hier musste genau und mit Fingerspitzengefühl gearbeitet werden.

Jetzt musste nur noch die Druckerpresse eingerichtet werden. Für die gleichmäßige Übertragung des Druckbildes von der Form auf das Papier müssen die drei von uns vorbereiteten Textbestandteile auf eine einheitliche Höhe gebracht werden. Stolz konnten wir das Ergebnis unserer Arbeit begutachten. Aber damit waren unsere Bücher noch nicht fertig. Die Seiten mussten noch zugeschnitten und gebunden werden.

Wie es sich in einer Spielkartenfabrik anbietet, wurde in den Pausen im Garten mit den wunderschönen Karten gespielt.

Also Herr Gutenberg, zu ihrer Zeit haben Sie den Grundstein für die massenhafte Verbreitung des gedruckten Wortes gelegt und das hat Sie berechtigt zum „Mann des letzten Jahrtausends“ gemacht. Ihre Erfindung veränderte damals das gesamte kulturelle Leben, genau wie das in unserer Zeit die digitale Technik macht.


Wir bedanken uns bei dem Team der Museumswerkstatt für diesen ereignis- und lehrreichen Tag. Damit konnten wir dieses merkwürdige Schuljahr doch noch mit einer schönen Klassenaktion beenden.