• 20. September 2022
Wenn plötzlich alles anders wäre – dann inklusiv durch’s Leben

– Text: Mayleen Potratz & Laura Laatsch (10a); Fr. Kupke | Fotos: Fr. Kupke –

In der ersten Schulwoche führten die Schüler und Schülerinnen aus den 10. Klassen unserer Schule ein besonderes Projekt durch. Jede Klasse konnte an einem Tag den Umgang mit einem Rollstuhl ausprobieren und erfahren, wie es ist, wenn man nicht mehr aufstehen oder laufen kann. Dafür bekamen sie Unterstützung von Sonja Bade, Dirk Schadek und Danilo Seutter von GSG 01 e.V., einer Greifswalder Sportgemeinschaft, die Inklusion lebt (https://nova-campus.de/…para-sport/).

Frau Bade, Herr Schadek und Herr Seutter sind selber Rollstuhlfahrer. So brachten sie sehr persönlich den Schüler und Schülerinnen den Umgang mit den Rollstühlen näher.

Den Jugendlichen wurde bewusst, wie schwer es sein kann, mit einem Rollstuhl voranzukommen: „Selbst ein kleiner Bordstein oder ein winziges Schlagloch wurde zu einer Herausforderung.“

Die Klassen wurden in zwei Gruppen geteilt und fuhren in Bergen zu verschiedenen Orten. Eine Gruppe fuhr zum Bahnhof und musste erfragen, wie sie am besten im Rollstuhl mit dem Zug nach Stralsund kommen können. Eine nette Dame von der Deutschen Bahn konnte dabei sehr gut weiterhelfen. In den Zug zu kommen, ist schwer, da oftmals der Zug einfach zu schnell wieder losfährt.

Die andere Gruppe durfte in die Stadt hoch fahren und besuchte z.B. die Volksbank. Dort versuchte sie mit dem Rollstuhl durch den Nachteingang zum Geldautomaten zu gelangen. Es war viel Koordination gefordert, um die Tür aufzubekommen und dann mit dem Rollstuhl durchzufahren. Eine Mitarbeiterin der Bank zeigte sehr viel Verständnis für unser Projekt.

Auch die Mitarbeiterin der Postfiliale stand der Projektidee sehr aufgeschlossen gegenüber. So konnte sie weiterleiten, dass die Klingel für die Postkunden im Rollstuhl defekt war. Die Schüler haben erfahren, dass die Mitarbeiterin zu ihnen nach draußen kommen muss, um die Anliegen der Kunden im Rollstuhl zu bedienen – und das bei Wind und Wetter und eventuell sehr vielen Kunden im Geschäftsraum. Ebenfalls lernte die Gruppe mit dem Fahrstuhl zu fahren. Im Rathaus mussten sie ins Obergeschoss kommen, wo die Behindertenbeauftragte der Stadt, Frau Horn, ihren Arbeitsraum hat. Frau Horn nahm sich extra Zeit, um mit den Schülern und Schülerinnen ins Gespräch zu kommen. So konnte berichtet werden, dass die Klingel der Post und die Zufahrt zum Behinderteneingang des Rathauses nur über einen Belag mit sehr kleinen Steinen zu erreichen ist. Das ist für Rollstuhlfahrer schwer.

Ein Höhepunkt auf den Touren durch die Stadt Bergen mit dem Rollstuhl war die Aufgabe, einkaufen zu „gehen“. An das Eis in den Gefriertruhen kam man nur schwer ran. Die Jugendlichen merkten: Einkaufen ist nicht leicht, wenn man im Rollstuhl sitzt.

Alle Schüler und Schülerinnen konnten die Erfahrung sammeln, dass es sehr viele nette Menschen gibt, die Hilfe angeboten haben. Aber es gibt auch Mitmenschen, die einen Rollstuhlfahrer nicht gut behandeln und auf Behindertenparkplätzen parken, ohne behindert zu sein.

Der Tag war anstrengend, aber die Zusammenarbeit mit Frau Bade, Herrn Schadek und Herrn Seutter hat Spaß gemacht. „Wir merkten, wie froh wir sein können, dass wir gesund und munter sind. Das Projekt hat uns die Augen geöffnet.“

Sehr gefreut haben sich die 10. Klassen über das Sponsoring des Projektes durch die Fahrschule H. J. Mills in Bergen und der Raiffeisen Technik Nord-Ost GmbH in Teschenhagen (www.rt-nord-ost.de).